Polyamorie/Mehrfachbindungen: Globale Fankulturen, geteilte Affekte

Was steckt dahinter?

Der Code „Polyamorie“ beschreibt Fans, die mehr als einem Verein ihr Herz schenken. Neben dem Herzensklub entstehen zusätzliche Bindungen – sei es zu einem politischen Traditionsverein, zu einem globalen Topteam oder zu einer kulturell verwandten Szene im Ausland. Mehrfachbindungen sind kein Verrat, sondern Ausdruck einer pluralen affektiven Identität.

Ausdrucksformen

  • Heimat + Zweitliebe: z. B. Club-Fans, die zugleich Bohemians Dublin unterstützen.
  • Globale Vernetzung: digitale Communities von Palace-, Urawa- oder Liverpool-Fans.
  • Politische Solidarität: bewusste Wahl von Vereinen mit antirassistischer oder queerer Tradition.
  • Hybrididentitäten: migrantische Fans, die Vereine aus Herkunfts- und Lebensort verbinden.

Theoretische Brücken

  • Norbert Elias (1986): Affektbalancierung – Leiden wird verteilt, mehrere Vereine bilden ein emotionales Sicherheitsnetz.
  • Hartmut Rosa (2016): Resonanzachsen – Vielfalt von Bindungen erhöht die Chance auf „antwortende Weltbeziehungen“.
  • Richard Giulianotti (2002): Typologie von „supporters“ und „followers“ – viele Fans bewegen sich heute dazwischen.
  • Pierre Bourdieu (1992): Mehrfachbindungen als Strategie, symbolisches und kulturelles Kapital zu erweitern.

Psychologische Perspektive

  • Coping: Mehrfachbindungen mindern die Belastung, wenn ein Verein enttäuscht.
  • Identitätskonstruktion: Polyamorie erlaubt flexible Selbstdefinitionen, besonders für Migrant:innen oder global vernetzte Communities.
  • Ambivalenz: Manche Fans erleben Schuldgefühle („Verrat?“), andere sehen Vielfalt als Stärke.

Spannungsfelder

  • Treue vs. Vielfalt: Ist Liebe zum zweiten Verein noch echte Loyalität?
  • Lokal vs. Global: Wie verändert Streaming, Social Media und Mobilität das Fansein?
  • Politik vs. Unterhaltung: Wird die Wahl „zweiter Vereine“ durch Werte bestimmt – oder durch Stars und Erfolg?

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Eine Antwort zu „Polyamorie/Mehrfachbindungen: Globale Fankulturen, geteilte Affekte“

  1. Avatar von admin

    „Polyamorie“ im Fußball ist kein Verrat, sondern eine Art Affekt-Balancierung. Mehrfachbindungen öffnen zusätzliche Resonanzachsen – sie trösten im Leiden, erweitern den Blick und politisieren Zugehörigkeiten, ohne die erste Liebe zu relativieren.
    Ich liebe den Club – und zugleich Bohs & St. Pauli – jede Bindung erfüllt eine andere Rolle (Trost, Rebellion, Ästhetik).
    Welche Nebenlieben haben andere?

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