Qualitätscheck & Transfer-Paket

Grounded Theory Übung 10

Diese Übung schließt den ersten GT-Zyklus ab: Ich prüfe meinen Theoriekern (fit/work/relevance/modifiability), belege ihn systematisch und übersetze ihn in ein Transfer-Paket für Lehre und Praxis. Die Zeitplanung ist nun realistisch: ein vollständiger Sololauf (75–95 Min), eine Schnellspur (45–50 Min) und eine Seminar-Team-Variante (90 Min). Grundlage sind die Schritte aus Übung 1–9 (3-Min-Kodieren → Theoretische Integration → Dialogische Prüfung) und die Standards der Grounded Theory (Glaser & Strauss, 1967; Charmaz, 2014; Corbin & Strauss, 2015).

Hinführung

Nach offenem/axialem/selektivem Kodieren und Mini-Modellbildung (Ü1–9) verlangt GT, den Theoriekern im Material zu verankern und nutzbar zu machen (Glaser & Strauss, 1967; Charmaz, 2014). Praktisch heißt das: Kriterien prüfen, Evidenz und Negativfälle sichtbar machen, Scope Conditions sauber benennen und daraus Heuristiken ableiten, die auch ohne Fachjargon funktionieren. Genau das leistet Übung 10 – mit klaren Zeitkorridoren und Outputs, die direkt veröffentlichbar sind.

Methodenfenster (Grounded Theory)

  • Design: qualitativ-iterativ; konstantes Vergleichen; theoretisches Sampling dort, wo Lücken sichtbar werden (Corbin & Strauss, 2015).
  • Qualitätsraster: Glaser’s fit/work/relevance/modifiability und Charmaz’ credibility/originality/resonance/usefulness (Glaser & Strauss, 1967; Charmaz, 2014).
  • Assessment Target: BA Sociology (7. Semester) — Zielnote 1,3 (Sehr gut).
  • Ethik & Transparenz: keine personenbezogenen Daten; Audit-Trail und Memo-Index gepflegt.

1) Kriterien-Schnellcheck — 10 Min

Ich bewerte jeden Claim meines Theoriekerns knapp entlang fit/work/relevance/modifiability und credibility/originality/resonance/usefulness (Glaser & Strauss, 1967; Charmaz, 2014). Pro Claim 1 Satz Begründung und 1 Belegsegment notieren.

2) Evidenz-Matrix erstellen — 12–15 Min

Tabelle: Claims × (Belegsegment, Negativfall, Scope-Bedingung, Änderung seit Ü9). Ziel: Tragfähigkeit und Änderungsbedarf sichtbar machen (Glaser, 1992).

3) Usefulness-Test — 8–10 Min

Ich formuliere zwei Mikro-Heuristiken für eine konkrete Zielgruppe (Seminar, Fanprojekt, Schiri-Briefing). Ohne Jargon, jeweils als „Wenn …, dann … unter …“ (Charmaz, 2014).

4) Transfer-Paket schnüren — 15–20 Min

Bestandteile:

  • Extended Abstract (250–400 Wörter, aktualisiert),
  • Codebuch-Auszug (Definition + Gegenbeispiel),
  • Sampling-Log & Negativfall-Log (stichpunktartig),
  • Memo-Index (3 Kernmemos verlinkt/nummeriert),
  • Mini-Skizze des Modells (Vorher → Eingriff → Nachher),
  • KI-Disclosure und Lizenz/Datenschutz-Hinweise (Lincoln & Guba, 1985).

5) Demo-Veröffentlichung vorbereiten — 10–15 Min

Ich wähle einen Kanal (Seminar-Handout oder Blog oder OSF-Preprint), passe Sprache/Beispiele an und exportiere das Paket in ein Ein-Seiten-Layout (Bryant & Charmaz, 2019).

6) Micro-Replication-Plan — 7–10 Min

Ich plane eine Mini-Replikation in neuer Szene (anderes Stadion/Setting) mit einer prüfbaren Erwartung + einem Falsifikationssignal (Glaser & Strauss, 1967).


Schnellspur „S-Bahn/Mensa“ — 45–50 Min

  • Kriterien-Schnellcheck 8 Min (max. 2 Claims).
  • Evidenz-Matrix 10 Min (pro Claim 1 Beleg + 1 Negativfall).
  • Usefulness-Test 8 Min (genau 2 Heuristiken).
  • Transfer-Paket 12 Min (nur Abstract-Update + 1 Codebuch-Beispiel + 1 Log).
  • Micro-Replication-Plan 5 Min (1 Erwartung + 1 Falsifikationssignal).
  • Doku 2–5 Min (Foto + Tagebucheintrag).

Ergebnis: Transfer-Paket light für Kurs/Workshop; später auf v1 ausbauen.


Seminar-Team-Variante (2er-Teams) — 90 Min

  • Person A: Matrix + Logs; Person B: Transfer + Demo (je 35 Min).
  • Gemeinsame Heuristiken (10 Min) + Micro-Replication (10 Min).
  • Puffer 10 Min für Peer-Feedback (dialogische Prüfung light) (Lincoln & Guba, 1985).

Qualitative Dokumentation (Pflicht-Outputs)

  • Foto/Scan der Evidenz-Matrix.
  • Kriterien-Schnellcheck (max. 8 Sätze über alle Claims).
  • 2 Mikro-Heuristiken in Alltagssprache.
  • Inhaltsverzeichnis des Transfer-Pakets.
  • Micro-Replication-Plan (2 Sätze: Erwartung + Falsifikationssignal).

Forschungstagebuch

3–4 Sätze: Welches Kriterium hat welchen Claim geschwächt/gestärkt? Welche Scope Condition wurde präzisiert? Was wird in der Micro-Replication gezielt überprüft?

Leitfragen

  • Wo ist fit nur behauptet – womit belege ich ihn?
  • Welche Scope Condition ist messbar formuliert (Beobachtungskriterium)?
  • Welche Modifizierbarkeit halte ich explizit offen – und warum?
  • Welche Zielgruppe profitiert konkret von meinem Transfer-Paket?

Zusammenfassung & Ausblick

Übung 10 bringt Ordnung und Nutzbarkeit in den Theoriekern: Die Kriterien schützen vor Selbstbestätigung, die Matrix bündelt Belege und Gegenbeispiele, das Transfer-Paket baut Brücken in Lehre und Praxis. Mit der Micro-Replication bleibt die Theorie beweglich und anschlussfähig (Glaser & Strauss, 1967; Charmaz, 2014). Im nächsten Schritt dokumentiere ich die Replikation öffentlich (z. B. OSF/Blog) und ergänze den Audit-Trail um Ergebnisse + Revisionen, bis eine Mini-Sättigung in Kontrastfeldern erkennbar wird (Bryant & Charmaz, 2019).

Transparenz & KI-Offenlegung

Dieser Beitrag entstand in Co-Autorenschaft mit einer KI (GPT-5 Thinking). Ich verantwortete Fragestellung, Struktur, Beispiele und Qualitätssicherung; die KI unterstützte beim Strukturieren/Formulieren. Keine personenbezogenen Daten; Beispiele stammen aus öffentlich zugänglichem Material. Begriffe folgen den genannten Primärquellen; Irrtümer sind möglich.

Check-Log

  • Realistische Zeitkorridore für Solo, Schnellspur, Seminar
  • Kriterien-Raster & Evidenz-Matrix spezifiziert ✓
  • Pflicht-Outputs & Forschungstagebuch definiert ✓
  • Assessment Target: BA Sociology (7. Semester) — 1,3
  • Nächster Schritt: Micro-Replication planen & öffentlich dokumentieren ✓
  • Version: v3 (zur Veröffentlichung)

Literatur (APA) — mit Verlagslinks

  • Bryant, A., & Charmaz, K. (Eds.). (2019). The SAGE handbook of current developments in grounded theory (2nd ed.). SAGE. [The SAGE Handbook of Current Developments in Grounded Theory]. (Sage Publishing)
  • Charmaz, K. (2014). Constructing grounded theory (2nd ed.). SAGE. [Constructing Grounded Theory]. (Sage Publishing)
  • Corbin, J., & Strauss, A. (2015). Basics of qualitative research: Techniques and procedures for developing grounded theory (4th ed.). SAGE. [Basics of Qualitative Research: Techniques and Procedures for Developing Grounded Theory]. (Sage Publishing)
  • Glaser, B. G. (1992). Basics of grounded theory analysis: Emergence vs. forcing. Sociology Press. [Basics of Grounded Theory Analysis]. (sociologypress.com)
  • Glaser, B. G., & Strauss, A. L. (1967). The discovery of grounded theory: Strategies for qualitative research. Aldine/Transaction (Taylor & Francis Reprint). [The Discovery of Grounded Theory]. (Taylor & Francis)
  • Lincoln, Y. S., & Guba, E. G. (1985). Naturalistic inquiry. SAGE. [Naturalistic Inquiry]. (Sage Publishing)

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