3-Minuten-Kodieren

Grounded Theory Übung 1

Übungssymbolbild abstrakt

in der S-Bahn, Mensa, Stadion,…

Zeitbedarf: 10–12 Min. Material: Handy/Notizbuch, Timer. Ziel: Erste Erfahrung mit offenem Kodieren, konstantem Vergleichen und einem Kurz-Memo.

Schritt 1 – Mini-Feldnotiz (90 Sek.)

Wähle eine Alltagsszene: Mensa-Schlange, Haltestelle, Fans im TV-Studio. Schreibe 4–5 Rohsätze ohne Deutung („Was, wer, wie oft, in welcher Reihenfolge?“).

Schritt 2 – Offenes Kodieren (3 Min.)

Unterstreiche Verben/Handlungen und benenne sie als kurze, prägnante Codes (möglichst im Verbalsubstantiv, z. B. „Blicke-Synchronisieren“, „Regel-Aushandeln“). 5–8 Codes genügen.

Schritt 3 – Konstantes Vergleichen (3 Min.)

Vergleiche zwei Codes: Worin sind sie gleich/anders? Finde 1 weitere Mikrobeobachtung (z. B. ein zweiter Tisch, die nächste Haltestelle) und prüfe die Codes daran.

Schritt 4 – Kurz-Memo (2 Min.)

Schreibe 4–6 Sätze: Was fällt mir auf? Welche Bedingungen scheinen mitzuspielen? Welche Gegenbeobachtung bräuchte ich?

Schritt 5 – Mini-These (1 Satz)

Formuliere eine vorläufige, prüfbare Aussage im Wenn–dann–unter-Bedingung-Format (z. B.: „Wenn Wartezeiten unklar sind, dann entsteht ‚Regel-Aushandeln‘, unter der Bedingung knapper Plätze“).

Qualitative empirische Dokumentation

  • 1 Foto/Scan deiner Feldnotiz (optional),
  • 5–8 Codes (Stichworte),
  • 1 Kurz-Memo (max. 6 Sätze),
  • 1 Mini-These + 1 offene Frage an die Gruppe.

Fiktives Sprachmuster (heuristisch; wird empirisch geprüft): „In der Schlange schauen alle nach vorne, aber keiner rückt auf → Warten-ohne-Annähern; sobald jemand hustet, weichen zwei aus → Abstands-Neujustieren.“

Forschungstagebuch

Ich notiere nach der Übung 2–3 Sätze zu meiner Rolle (z. B. „Als eingefleischter Fan deute ich Stadion-Gesten schneller als in der Mensa – das könnte blenden“).

Leitfragen für die Selbstreflexion

  • Welche Codes waren treffend, welche zu vage? Wie wurden sie präziser?
  • Welche Gegenbeobachtung hat deine erste Idee ins Wanken gebracht?
  • Welche Bedingungen (Ort, Zeit, Rollen) strukturieren das beobachtete Handeln?
  • Wie hast du deinen eigenen Bias gemerkt – und was hast du damit gemacht?

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