Vom Code zur Kategorie

Grounded Theory Übung 2

Grounded Theory Symbolbild

Bedingungen, Handlungen, Konsequenzen (axiales Kodieren light)

in der S-Bahn, Mensa, Stadion,…

Zeitbedarf: 12–15 Min. Material: Ergebnisse aus Übung 1 (Notizen/Codes), Handy/Notizbuch, Timer. Ziel: Aus 5–8 offenen Codes eine vorläufige Kategorie mit 2–3 Eigenschaften ableiten und kurz prüfen.

Schritt 1 – Fokus wählen (60 Sek.)

Ich markiere 1–2 meiner stärksten Codes aus Übung 1 (z. B. „Regel-Aushandeln“, „Blicke-Synchronisieren“). Diese werden mein Ausgangspunkt.

Schritt 2 – Clustern & Arbeitsname (3 Min.)

Ich lege thematisch passende Codes zusammen (Cluster) und gebe dem Cluster einen prägnanten Arbeitsnamen (gern in-vivo, z. B. „Taktisches Schlangestehen“).

Schritt 3 – B-H-K-Rahmen füllen (5 Min.)

Ich beschreibe meine entstehende Kategorie entlang von Bedingungen – Handlungen/Strategien – Konsequenzen:

  • Bedingungen: Unter welchen Umständen taucht das auf? (z. B. unklare Wartezeit, knappe Plätze, soziale Dichte)
  • Handlungen/Strategien: Was tun Akteur:innen genau? (z. B. Reihenfolge anzeigen, Vorstoßen bremsen, Blickkontakte)
  • Konsequenzen: Was folgt unmittelbar? (z. B. temporäre Ordnung, Unmut, Rollenklärung)

Ich ergänze 2–3 Eigenschaften/Dimensionen meiner Kategorie (z. B. „Regelklarheit: niedrig ↔ hoch“, „Dichte: gering ↔ hoch“).

Schritt 4 – Gegenfall prüfen (3 Min.)

Ich suche bewusst eine abweichende Mikrobeobachtung (negativer Fall) – gern aus einer zweiten Szene – und teste, wo meine Kategorie nicht passt. Ich notiere, was ich nachschärfen muss (neue Bedingung? Unterkategorie?).

Schritt 5 – Storyline-Memo (2–3 Min.)

Ich schreibe 5–6 Sätze, die meine Kategorie in einem Mini-Erklärbogen zusammenfassen: „Wenn … (Bedingungen), dann … (Handlungen), wodurch … (Konsequenzen).“

Qualitative empirische Dokumentation

  • 1 Foto/Skizze deines Clusters (optional),
  • Arbeitsname der Kategorie + 2–3 Eigenschaften (Stichworte),
  • B-H-K-Tabelle in 6–8 Stichpunkten,
  • 1 negativer Fall (2 Sätze),
  • 1 Storyline-Memo (max. 6 Sätze).

Fiktives Sprachmuster

„Bei unklaren Wartezeiten (niedrige Regelklarheit, hohe Dichte) beobachten alle einander und bremsen Vorstöße → Taktisches Schlangestehen. Sobald eine offizielle Ansage kommt (Regelklarheit ↑), zerfällt das stille Aushandeln und eine formelle Ordnung übernimmt.“

Forschungstagebuch führen

Ich halte 2–3 Sätze zu meiner Rolle fest: Wo habe ich den Kategorienamen aus meiner eigenen Alltagssprache entlehnt? Welche Szene würde ich als Nächstes gezielt sampeln (theoretisches Sampling), um meine Kategorie zu testen oder zu verfeinern?

Leitfragen für die Selbstreflexion

  • Erklärt meine Kategorie Variation zwischen Szenen – oder nur meinen Lieblingsfall?
  • Welche Bedingung war am einflussreichsten – und woran sehe ich das in den Daten?
  • Welche Konsequenz habe ich übersehen, weil sie zeitverzögert eintritt?
  • Was müsste passieren, damit meine Kategorie als widerlegt/umzubauen gilt?

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