Affektive Ökonomien: Affekte als Ressourcen, Währungen, Tauschgut

Was steckt dahinter?

Der Code „affektive Ökonomien“ beschreibt, wie Gefühle produziert, zirkulieren und Wert schaffen. Affekte sind nicht nur individuell, sondern sozial organisiert: Sie binden Fans, legitimieren Entscheidungen, generieren Aufmerksamkeit – und werden ökonomisch verwertet (Tickets, Medienrechte, Sponsoring).

Ausdrucksformen

  • Affekt-Design: Kurvenchoreos, Hymnen, Lichtshows, Social-Clips → planbare Gänsehaut.
  • Affekt-Handel: Vereine „verkaufen“ Nähe (Meet & Greets, exklusive Inhalte); Medien monetarisieren Spannung und Kontroversen.
  • Affekt-Bindung: Treueprogramme, Storytelling (Tradition, Leiden), Identifikationsfiguren.
  • Affekt-Risiken: Shitstorms, Empörungsspiralen, „Leid als Merchandise“.

Theoretische Brücken

  • Sara Ahmed (2004): Affective Economies – Gefühle „haften“ an Zeichen, Körpern, Logos; sie zirkulieren wie Kapital.
  • Arlie Hochschild (1983): Emotional Labor – Arbeit an und mit Gefühlen (Fans, Ordner:innen, Service, Spieler:innen als „Gefühlsarbeiter“ nach außen).
  • Eva Illouz (2007): Emotional Capitalism – Verschmelzung von Gefühlen und Marktlogik.
  • Pierre Bourdieu (1992): Kapitalformen – affektives/symbolisches Kapital als Machtressource im Fußballfeld.

Psychologische Perspektive

  • Belohnung & Erwartung: Variable Verstärkung (unvorhersehbare Siege) erhöht „Investitionsbereitschaft“.
  • Affektansteckung: Kollektive Rhythmen (Singen, Springen) synchronisieren Stimmung → stärkere Bindung.
  • Framing & Priming: Narrative setzen Affektkorridore („Wir gegen die da oben“).

Wozu das führt

  • Wertschöpfung: Affekte schaffen Aufmerksamkeit, Loyalität und Zahlungsbereitschaft.
  • Machtverschiebungen: Wer Affekte steuert (Vereine, Ligen, Influencer, Kurven), steuert Wertflüsse.
  • Konflikte: Wenn Affekte instrumentalisiert wirken, kippt Resonanz in Zynismus („Gefühle als Produkt“).

Spannungsfelder

  • Resonanz vs. Kalkül: Spürbar echte Momente vs. geplante „Gänsehaut“.
  • Gemeinschaft vs. Markt: Teilen wir Gefühle – oder werden sie verkauft?
  • Empowerment vs. Ausbeutung: Beteiligung der Fans an „Affektarbeit“ – fair oder ausnutzend?

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